Alles aus meiner Hand

Sonntag, 1. September 2013

Tom Wolfe: „Im Fegefeuer der Eitelkeiten“

Zur Einstimmung auf „Back to the Blood“ gelesen. Durchgekämpft. Es war schon schwere Kost. Aber auch wieder mal etwas anderes als nur die pure Unterhaltung.
Eindrucksvoll schildert Wolfe das vielschichtige Leben in New York City, der Stadt, von der man behauptet, dass sie niemals schlafe. Gekonnt lässt er den Leser zwei Stadtteile durchstreifen, die gegensätzlicher nicht sein können. Die Bronx und Manhattan.
Sherman ist erfolgreich und braucht sich um Geld keine Sorgen zu machen. Doch der Preis für dieses vermeintliche Glück ist hoch. Perfekt in jeder Lebenslage. Fehler haben schwerwiegende Folgen.
Sein Kontrahent Lawrence Kramer versucht als Staatsanwalt sich durchs Leben zu schlagen. Dass die beiden einander eines Tages gegenüberstehen, ist eher unwahrscheinlich.
Doch dann passiert das, womit keiner gerechnet hat. In Begleitung seiner Geliebten Mary, die an diesem Tag den Wagen von Sherman McCoy fährt, werden beide in einen Unfall hineingezogen. Alles geschieht, als sie flüchten wollen, weil sie von zwei Jugendlichen in der Bronx überfallen werden. Warum sie in der Bronx landen? Ganz einfach. Weil Mary sich verfahren hat. Beim Zurückstoßen wird einer der beiden angefahren. Einen Tag später fällt dieser junge Mann ins Koma. Gefundenes Fressen für die Boulevardpresse und für einen auf Krawall gebürsteter Reverend aus Harlem, der seine Position ausnutzt, um zu manipulieren.
Ihnen allen, auch dem frustrierten Staatsanwalt, wird Sherman McCoy zum Fraß vorgeworfen. Sein einst so genussvolles Leben bricht entzwei. Er muss erkennen, dass die Oberflächlichkeit, die er einst so ausgekostet hatte, auch genauso schnell einen Menschen zum Absturz bringen kann.
Eindrucksvoll erzählt Wolfe das Leben der Großstadt. Leicht, hemmungslos, egoistisch. Auch wenn das FAZ-Magazin den Roman als komödiantisch beschrieben hat, bekommt der Leser schnell eine Abneigung gegen das immer so gepriesene Leben von NYC. Menschen und Gefühle haben hier keine Bedeutung. Was zählen sind Macht und Geld. Wer das besitzt, kann alles haben, sich alles leisten. Doch dafür ist Sherman noch nicht hoch genug geklettert auf der Karriereleiter. Zudem hat er sich kurz zuvor einen beinahe unverzeihlichen Fehler geleistet. Der Unfall, der eigentlich nur im Zuge der Notwehr geschah, ließ ihn ohne Netz abstürzen und brutal auf dem Leben aufschlagen.
Nach dem Roman musste ich unweigerlich Parallelen zu unserem heutigen Leben ziehen. Hat uns NYC eingeholt? Zählen doch auch in unserer heutigen Gesellschaft nur noch Macht und Geld. Die Oberflächlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen hat längst Einzug gehalten und gehört mittlerweile zum guten Ton. Wer dem nicht standhalten kann, geht unbeachtet unter. Natürliche Selektion? Menschenverachtung? Man kann es nennen, wie man will.

Wolfe versteht es ausgesprochen gut, den Leser in die Position des Beobachters zu setzen. Er urteilt und verurteilt nicht. Er lässt dem Leser den Raum, sich selbst zu positionieren. Macht gerade diese Fähigkeit seinen Erfolg aus? Auch wenn man dieses Buch anders liest, als die meisten der aktuellen Bestseller, so ist es doch ein Erlebnis. 

Dienstag, 13. August 2013

Ein Buch übers Sterben? Bitte nicht oder doch?

Wolf Kulmey: „Du warst eine ganz Starke“
Einfach etwas verarbeiten, indem es aufschreibt. Es für die Ewigkeit festhalten. Wolf Kuhlmey nutzte diese Möglichkeit, den Tod seiner Frau zu verarbeiten, zu resümieren. Nüchtern, ohne emotionale Ausbrüche. Einfach nur schreiben, den Schmerz wegschreiben und doch konservieren. Kein schönes Buch im eigentlichen Sinn, keine Feierabendunterhaltung. Nur dabei sein, anwesend sein. Das Unausweichliche miterleben. Ich will nicht viel über das Buch reden. Man sollte es lesen. Lesen, um zu wissen, was Liebe wirklich ist, was Liebe kann. Und es ist gut, dass er es nie hat gegenlesen. So ist es sein Buch geblieben. Seine Worte, seine Empfindungen und Wahrnehmungen.
Ein Thema, was schmerzt. Ein Thema, dem wir uns alle nicht verschließen können, es aber zu gerne tun. Sterben in unserer Gesellschaft? Tabu. Leiden in unserer Gesellschaft? Tabu. Spaßgesellschaft, Leistungsgesellschaft – so wollen wir uns genannt und gesehen werden.

Tief berührt habe ich das Buch zur Seite gelegt. Mit Hochachtung vor der Leistung der Lebenden und Toten. Und ein Stück weit war es Verwunderung, dass ein Verlagso ein Buch veröffentlicht.

Montag, 12. August 2013

Ein Liebesroman, der eigentlich keiner ist

Katharina Göbel: „Spiel der Tränen“
Bei meinem letzten Besuch im Verlag 3.0 drückte mir die Verlegerin ein Buch in die Hand, eben jenes Buch von Katharina Göbel. Ich sollte es lesen, sie wäre gespannt auf meine Rezension. Ein Liebesroman. Ein etwas anderer Liebesroman, anders wie auch dieser Verlag. So wurde mir das Buch angepriesen.
Ich habe es gelesen. Doch ich muss sagen, dass ich es schon kurz nach dem Anfang wieder weggelegt habe, denn es hatte für mich nichts mit Liebe, so wie ich sie mir vorstelle zu tun. Trotzdem raffte ich mich auf und las weiter. Liebe ist in diesem Buch wenig vorhanden. Mag sein, dass es an der Auffassung von mir liegt, was ich unter Liebe verstehe. Es ist nicht das Buch über Romantik, erfüllte Zweisamkeit. Vielmehr ist es ein Buch über Schmerzen, die die Seele vernarben, und über Schmerzen, die dem Körper zugefügt werden. Und das ist Liebe? Ja, manchmal schon. Viele Leser haben solche Art von Liebe schon erduldet, erdulden müssen, weil man glaubt, dann endlich wirklich, richtig geliebt zu werden.
Beim Lesen sah ich mich selbst, in dieser Beziehung, die mir wehgetan hat, mich zerstört hat. Und ich wollte der Protagonistin zurufen, sie solle endlich diesen Mann gehen lassen, sich von ihm losreißen. Nur dann gelingt es ihr ein neues Leben, ein tatsächlich erfülltes Leben zu genießen. Auf dem Klappentext lese ich Worte wie „Zerbrechlichkeit des Glücks“, „Machtspiele“, „die Geschichte einer Liebe, die genauso wunderbar wie auch unmöglich ist“. Liebe? Wieso spricht hier die Autorin von Liebe. Das, was die beiden Protagonisten verbindet, ist sexuelle Gemeinsamkeit, Trieb, den man befriedigen will. An keiner Stelle des Buches konnte ich etwas von Zärtlichkeit lesen, die nicht gleich auf körperliche Befriedigung ausgelegt war. Nirgendwo ein Zeichen von Gemeinsamkeit, Freundschaft. Was verbindet beide eigentlich. Gemeinsamer guter Sex. Ist das Liebe? Die Liebe, die wir heute leben, fernab von wahren und tiefen Gefühlen? Wie kann ich Liebe und Machtspiel verbinden? Der Katalog der Fragen lässt sich bedingungslos fortsetzen.
Am Ende stellt sich mir als Leser die Frage, ob das alles, was ich eben gelesen habe, Realität oder Fiktion ist. Lange habe ich darüber nachgedacht. Mein Ergebnis: In vielen Beziehungen ist ein solches Vorgehen traurige Realität. Man bleibt zusammen, weil man ohne den anderen nicht lebensfähig ist, weil man Angst hat, allein nicht zurechtzukommen. Gibt es noch die wahre Liebe? Liebe, die auf Vertrauen, Rücksicht, Kameradschaft und einem großen Maß an Verlangen besteht? Es gibt sie noch, wenn auch eher selten.

Sprachlich gewandt hat Göbel ein Thema zu Papier gebracht, das alltäglich ist, aber wie viele Themen in unserer Gesellschaft einfach tabuisiert ist. Weshalb sollte man über etwas sprechen, das so gar nicht in unsere Spaßgesellschaft passt. Göbel tut es in Form eines Tagebuches. Es ist kein schönes Buch im eigentlichen Sinne, das man nach Feierabend mit einem Glas Rotwein genießt. Dennoch gehört es in unsere Tage, um uns selbst vor Augen zu führen, wie oberflächlich wir mit solchen sensiblen Worten wie Liebe umgehen. 

Montag, 22. Juli 2013

Falsche Vertraute liegen oft so nah

Sandra Henke: „Flammenzungen“


Amy arbeitet im Obdachlosenasyl in New Orelans. Der Obdachlose, der seit einiger Zeit dorthin kommt, zieht sie auf eine unerklärliche Weise an. Er ist anders als die anderen. Geheimnisvoll. Eines Abends, nachdem er bei einer Prügelei verletzt wurde, nimmt Amy ihn mit zu sich nach Hause. Lorcan spürt ihre Gier nach Befriedigung und nach seinem attraktiven Körper. Hemmungslos und für Amy neu beginnt das Spiel. Die Befriedigung, die sie erfährt, ist neu und sie möchte darauf nicht mehr verzichten. Also bleibt Lorcan. Eine wilde Affaire nimmt ihren Lauf. Doch da gibt es noch das, was Lorcan scheinbar vor Amy verbirgt. Sie stellt Nachforschungen an und erfährt, dass er vielleicht sogar ein Mörder ist. Angst ergreift von ihr Besitz. Ist dieser Mann in der Lage, eine Frau aus Eifersucht zu töten. Sie gerät in Zweifel. Enttäuscht über all die Lügen und Halbwahrheiten setzt sie Lorcan vor die Tür. Da ist es doch gut, dass ein Teil der Familie gleich in der Nähe wohnt. Sie braucht keine langen Wege, um sich auszuheulen.
Dass sie den falschen Schluss gezogen hat, soll Amy beinahe zum Verhängnis werden. Erotic Thrill ist das, was Henke ihren Lesern präsentiert. Meisterlich verbindet sie eine harmlose Love Story mit prickelnder und heißer Erotik. Am Ende steigert sich die Handlung so, dass der Leser der Fesselung nicht mehr entgehen kann. Die sprachliche Kompetenz kann man Sandra Henke ebenfalls nicht absprechen, denn der jeweiligen Situation und dem jeweiligen Protagonisten angemessen, verwendet sie die Sprache, besonders in Dialogen und Selbstreflektion der Protagonisten. So fällt es dem Leser nicht schwer, der Handlung zu folgen, die in sich schlüssig ist. Besonders hervorheben muss man den Zusammenhang von Titel und Inhalt. Verwendet sie doch den Titel auch im Roman. Einheit von Inhalt und Titel sind hervorragend gelungen. Leserinnen von rein erotischen Romanen werden überrascht, wie dieses Genre gestaltet werden kann. Nicht nur sexuelle Handlungen sondern eine Mischung aus Liebe, Begierde, Detektivgeschichte und Psychothriller. Gelungene Kombination.

Am Ende lässt sie die Frage, ob aus Begierde Liebe werden kann, nicht unbeantwortet. Ideale Sommerlektüre, die auch in den kalten Monaten dem Leser einheizt.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Liebe geht fast immer unerwartete Wege

Tanja Wekwerth: „Ein Hummer macht noch keinen Sommer“

Pünktlich zu Beginn der Sommerleselust veröffentlicht der Goldmann Verlag einen neuen Roman von Tanja Wekwerth, der in jedes Urlaubsgepäck gehört. Sommer, die Zeit der Liebe und der Verliebten. Doch manchmal auch die Zeit der Traurigkeit, der Enttäuschung. Theodor und Nathalie erleben diesen Sommer mit Depressionen und Verlusten. Für Nathalie ist die Krise ihres Psychologen Theodor äußerst desaströs, denn ihm fehlt gerade jetzt das notwendige Verständnis für seine Patienten. Noch verheerender ist die Tatsache, dass sich Nathalie in ihren Therapeuten verliebt, Hals über Kopf. Und er? Er nimmt sie in dieser Lebenslage nicht ernst, was zu tiefgreifenden seelischen Verletzungen bei ihr führt. Doch ein Sommerroman wäre kein Sommerroman, wenn es am Ende nicht doch ein Happy End gibt, zumal die Coverfarbe Pink schon darauf schließen lässt. Schon beim ersten Blick auf das Buch wird der Leser über den Schauplatz des Romans informiert. Der kleine Mops in der Ecke deutet darauf hin, dass auch er eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Seine Magenverstimmung bringt Nathalie auf den Pfad der Liebe.

Heiter beschwingt erzählt die Autorin über Zwischenmenschliches, was alltäglich und überall vorfallen kann. Beim Lesen spürt man das Augenzwinkern, mit dem sie über Verhältnisse und Veränderungen im Leben schreibt. Dem geübten Leser zwingt sich dabei die Frage auf, ob wir uns nicht hin und wieder zu ernst nehmen. Auch die scheinbare Dramatik von Lebensereignissen vermiest uns das Leben. Ein positiver Blick in Gegenwärtiges und Zukünftiges ermöglicht doch ein viel entspannteres Leben. Es gibt Dinge und Ereignisse im weltlichen Dasein von jedem, die nicht zu ändern sind oder die den Mut der Veränderung herausfordern. Wichtig ist einzig und allein, dass man sich selbst treu bleibt und zu seinem Tun und zu seinen Überzeugungen steht. Wekwerth benutzt dabei nicht den moralischen Zeigefinger. Umgangssprachliche Wendungen finden ebenso Berechtigung wie ein flüssiger Schreibstil. Leicht zu lesen, dennoch kein Buch mit minderer Qualität, sondern eher das Gepäckstück, was zuerst in den Koffer muss, um am Strand gute Unterhaltung zu finden. Spritzig und amüsant. Lachmuskeln fördernd. Erholung pur. Was braucht Sommerliteratur mehr? Leser, die das Buch genießen. 

Dienstag, 16. Juli 2013

Erfüllte Rache bringt die Seele zurück

Zoe Zander: „Geraubte Seele“

Zoe Zander ist das Pseudonym einer Autorin, die versucht, mit dem Schreiben sich wieder ins Leben zurückzuschreiben. „Die Frau hinter Zoe“, wie sich selbst bezeichnet, erlitt das Schlimmste, was einer Mutter aufgebürdet werden kann. Sie musste ihr Kind beerdigen. „In dieser Zeit brach ich mit vielen Glaubenssätzen, Verhaltensmustern, alten Gewohnheiten und auch Tabus.“ Um nicht gegen die „gesetzlichen“ Verhaltensdoktrien zu verstoßen, wurde Zoe geboren. Sie war es, die die Geschichte von Alex erzählt, die durch die vermeintliche Liebe zu einem verheirateten Mann in das Prostituiertenmilieu gelangte. Es begann alles noch vor ihrem 18. Geburtstag. Verlassen von dem Mann, den sie liebte, verstoßen von der Mutter, in deren Augen Alex nur eine Versagerin war, dient sie Männern. Und es sind nicht irgendwelche Männer. Es sind die, die sich in den gehobenen Kreisen der Gesellschaft bewegen. Ihre Phantasien bedient sie. Beraubt von jeglicher Menschlichkeit und jeglichem Gefühl wird sie misshandelt, muss jedes Mal über ihre Grenzen des Geschmacks und des zu Erduldetem gehen. Sie erleidet Schmerzen, bleibende Wunden und tritt oft an den Rand des Todes. Dabei ist Alex nicht eine gewöhnliche Nutte. Sie ist eine sogenannte Edelprostituierte. Meist denken Unwissende, dass gerade solche Frauen vor Gewalt und Zerstörung gefeit sind. Alex lässt den Leser an ihrem Leben teilhaben, beschreibt die „Sessionen“, wie sie die Treffen bezeichnet, sehr genau. Beim Lesen gerät man schnell an seine Grenzen des Erträglichen. Auch wenn das Buch nur hundert Seiten umfasst, braucht man schon einige Zeit, um es zu lesen. Es ist, weiß Gott, kein Buch für das Lesen im Bett. Es ist kein Buch, das sich als Urlaubslektüre eignet. Dennoch ist es ein sehr lesenswertes Buch, weil der Leser in die Abgründe des menschlichen Wesens geführt wird. Auch die Gefühle der Freude bringenden Damen beschreibt die Autorin so ausführlich, dass man als Frau nur noch vom Ekel gepackt wird. Mir wurde das Buch als psychologischer Leckerbissen vom Verlag 3.0 empfohlen. Ich muss jedoch sagen, dass es weit mehr ist. Eigentlich kritisiert Zander ganz offensichtlich die gehobene Gesellschaft. Männer, die die Geschicke einer Gesellschaft in den Händen haben, entwickeln sich in ihrem Privatleben zu perversen Elementen. Abscheulich, widerwärtig. Mit Geld kaufen sie sich die Seelen von professionellen Frauen, die in der Gesellschaft mit gerümpfter Nase betrachtet werden. Wird dieses Buch von den richtigen Leser konsumiert, kann es zu heißen Diskussionen führen, denn abartiger Sex und gesellschaftlich gehobene Position sind in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu.
Alex hat sich eine Grenze gesetzt. Ihre Überlebenskraft schöpft sie aus ihrem Ziel, den Mann, der sie an ein Bordell verkaufte, zu zerstören. Nur dieser eine Gedanke lässt sie all das ertragen, gibt ihr die Kraft ihre Treffen zu überstehen. Dass sie ihren Peiniger in den Tod treibt, scheint dem Leser noch eine sehr milde Bestrafung zu sein, bedenkt man, dass sich eine Seele, die auf diese Art und Weise zerstört wurde, muss das weitere Leben ertragen, kann sich nicht einfach wegstehlen. Alex selbst erkennt am Ende, dass sie ein gestörtes Verhältnis zu Männern in dieser Zeit aufgebaut hat. Die Wunden der Misshandlungen werden heilen, jedoch ist es unklar, ob jemals ihre Seele zumindest mit Wunden leben kann.

Samstag, 6. Juli 2013

Lisa-Doreen Roth: „Nebenwirkungen – Glücklich auf Sylt“

„Drei Freundinnen auf der Suche nach dem Glück“


So beginnt der Klappentext auf der Rückseite des Buches aus dem Traumstundenverlag. Nicht nur drei Freundinnen, sondern drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Jede lebt ihr Leben, jeder hat ihre Erfahrungen. Anscheinend sind es gerade die Unterschiede, die diese Frauen zusammenschweißen. Und wie bei jeder Frau dreht sich auch bei diesen Damen alles um das berühmte Thema „Mann“, abgesehen von den Mutter- und Hausfrauenqualitäten, die auch heute noch eine Frau mitbringen muss. Silvia, die rücksichtslose, die nur ihre Karriere und ihr eigenes Glück in den Vordergrund stellt. Ihr ist es dabei egal, ob sie Menschen verletzt, ob sie Konventionen mit Füßen tritt. Mona. Sie ist ihr Leben lang auf der Suche nach dem Mann, der nur sie liebt, auf der Suche nach ihrem Glück. Doris? Sie ist Witwe und hat sich scheinbar mit dem Alleinsein abgefunden.
Doch irgendwie haben die Drei ihr wahres Glück noch nicht gefunden. Die Leserin hat die Möglichkeit, sich mit einer der Frauen zu identifizieren. Gerade das macht das Buch von Lisa-Doreen Rothlesenswert. In einer authentischen Sprache lässt die Autorin ihr Publikum folgen. Leichte Lesekost zur „Entspannung“. Dennoch fehlte es diesem Buch nicht an Realität. Die Lesende fühlt mit Mona, die von ihrem Mann betrogen wird, nach Strich und Faden, die leidet, als sie von seinem Fehltritt erfährt. Doch ist man auch geneigt, Doris endlich wieder neues Glück zu finden.
Eines haben alle drei Frauen gemeinsam. Sie sind die starken Frauen, die unsere Gesellschaft ausmachen. Jede, die das Buch einmal anfängt zu lesen, hat sofort die Heldin gefunden, die ihrem eigenen Ich am nächsten kommt. Doch vielleicht gibt es auch eine Maike, die das Buch liest. Verurteilt wird diese Kategorie Frauen nicht. Sie wird nur nüchtern betrachtet und beschrieben. Das Urteil liegt bei denen, die lesen.
Ganz gleich, in welcher Lebenslage sich Frau befindet, bei der Lektüre trifft man sich wieder. Der Autorin gelingt es auch, ohne direkte Ansprache, ein Urteil über den einzelnen Typ der weiblichen Welt dem Rezipienten zu entlocken.
Roth beschränkt sich auf eine Alltagssprache, die ein Einfühlen in den Fortgang der Geschichte erleichtern und einen Lesefluss garantiert. Das Cover und der Inhalt ergänzen sich. Das Ende des Buches rechtfertigt das Coverbild. Umschlag und Inhalt bilden eine Einheit.

Amüsiert, erheitert, mitfühlend – so beendet man das Buch. Und Frau stell sich die Frage, ob sie so, wie sie lebt, weiter leben möchte, ob es nicht an der Zeit ist, ihr Leben in andere Bahnen zu lenken. Mir hat es viel Vergnügen bereitet. Ein gutes Buch. Empfehlung: ideale Strandlektüre, nicht nur für Sylt.