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erschienen
2012 im Picus Verlag Wien
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umfasst
222 Seiten
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Hardcover
Inhalt:
Sophias Beziehung zu
Marcus ist nach zehn Jahren am Ende. Warum? Sie hat doch immer alles für die
Beziehung getan, glaubt sie. Doch Marcus hatte sie ja schon immer kritisiert.
Wie konnte sie nur so lange an dieser Beziehung, die noch nie eine war, festhalten.
Sophia erträgt zehn Jahre
lang Demütigungen, lässt sich kritisieren, verkommt zu einem Wesen, das sich
selbst entrechtet hat.
Marcus lebt seinen
unermesslichen Egoismus aus, lenkt nur kurzzeitig ein, wenn er merkt, dass er
sein finanzielles Polster Sophia verlieren könnte. Sie ist es, die ihm seine
Reisen zu seinen Traumzielen erfüllt. Dabei interessiert es ihn nicht, was
Sophia fühlt, denkt oder sich gar wünscht. Er lebt sein Leben, das ist für ihn
wichtig. Sie ist dabei nur ein Anhängsel, das er sich so zurechtbiegt, dass sie
zwar immer die Kreditkarte zückt, wenn es notwendig ist, und auch so für ihn da
ist, wenn es um die Erledigung unangenehmer Dinge geht. Doch Achtung lässt er
ihr nicht zukommen. Der Höhepunkt dieser gewaltvollen Beziehung ist die
Vergewaltigung während eines Urlaubs in der Steiermark. Dabei ist dieses
Vorgehen von Marcus nur die Spitze des Eisberges. Seine Gewalttätigkeit zeigt
sich schon viel früher, nimmt aber zu diesem Zeitpunkt nur eine besondere Form
an, wird direkt.
Sprachliche
Gestaltung:
Die Autorin verwendet
viele Ellipsen, um die Zerrissenheit von Sophia zu dokumentieren. Sogenannte
ein-Wort-Sätze dominieren ganze Seiten. Dem Leser wird unmissverständlich klar
gemacht, in welcher depressiven Grundhaltung sich die Protagonistin befindet.
Einfach Bilder, die an ihr vorüberziehen, gefühllos, abgestumpft. Tot. Es ist
eine eigenwillige Form des Schreibens, bedarf schon eines entsprechenden
Leseverhaltens des Rezipienten, obwohl die Grundaussage dieses Romans nicht nur
für leseerfahrenes Publikum gedacht ist. Erst durch diesen Roman können sich
einige Paare, besonders jedoch Frauen, die sich immer wieder für eine Beziehung
aufgeben, zum Nachdenken gelangen, ob sie diese oder so eine Beziehung möchten.
Ob es sich lohnt, sich für einen Partner gänzlich aufzugeben, ohne Willen, ohne
Wünsche und Bedürfnisse zu sein. Sich und sein eigenes Leben immer hintenan zu
stellen. Am Ende kam zur Frage: Was ist eine Beziehung? Was erwarte ich von
einer Beziehung?
Passend zum Thema ist das
Cover gestaltet. Ein Paar, das zwar auf den ersten Blick nebeneinander geht,
bei genauerer Betrachtung aber keinen gemeinsamen Weg geht. Grau-braune Töne
verdeutlichen die allgemeine Grundstimmung dieses Paares.
Sabine Gruber wählte für
ihren Roman den Rückblick. Nur so kann die Protagonistin mit ihrem Leben
abrechnen. Es ist keine Erzählung mit steigender Handlung, sondern eher eine
Abrechnung mit der Vergangenheit.
Thematische
Umsetzung:
Was ist eine gute und
lebenswerte Beziehung? Ab wann ist es Zeit, sich aus einer Beziehung zu lösen.
Wie lange sollte man auch in Krisen an einer Beziehung festhalten? Diese Fragen
kamen mir in den Sinn, als ich das Buch gelesen habe. Kann sein, dass andere
Leser andere Assoziationen mit diesem Buch verknüpfen. Zeichnet es sich nicht
schon am Anfang einer Beziehung ab, ob es sich lohnt, eine Beziehung zu leben?
Warum sind Frauen dazu bereit, sich für eine ersehnte Zweisamkeit zu
unterwerfen, ihr eigenes Ich vollkommen auszublenden? Wie weit darf man in
einer Beziehung man selbst sein?
Welches Fazit ich aus
eigenen Erfahrungen und der Lektüre gezogen habe? Schon kurz nach Beginn einer
vermeintlichen Beziehung zeichnet sich ab, wie gut oder wie schlecht eine
Beziehung ist. Es lohnt sich nicht, einem Phantom nachzujagen, zu versuchen,
etwas so zu gestalten, wie man es gern hätte. Wenn der andere Teil der
Partnerschaft sich von Anfang an so gibt, dass nur seine Wünsche und
Bedürfnisse von ihm berücksichtigt werden, dann hat eine Zweisamkeit keine
Chance. Es ist dann vermessen, zu versuchen, sich eine Traumwelt zu schaffen.
Am Ende ist der Preis unbezahlbar. Die Moral des Romans ist kurz gefasst:
Bereits zehn Jahre früher hätte Sophia auf diese Beziehung verzichten können
und damit auch die Erfahrung von Gewalt. Die Vergewaltigung war nur der höchste
Ausdruck der Missachtung.