Alles aus meiner Hand

Dienstag, 18. Juni 2013

Vierzig Jahre später - Auf der Suche nach der Vergangenheit

Der Verlag Suhrkampveröffentlichte 2013 ein Buch, das den versierten Leser in den Bann zieht. Das verschwommene Foto eines jungen Mannes und die roten Lettern des Titels "Das Verschwinden des Philip S." lassen schnell auf einen Krimi deuten. Doch auf der Rückseite dann das Bild einer jungen Frau, das darauf hinweist, dass beide in den 70er Jahre jung und revolutionär gewesen sein könnten. Ihr Name Ulrike Edschmid. Ist es ein Buch über einen längst verjährten Mord? Der Klappentext gibt Aufschluss. Es ist die Geschichte einer großen Liebe. Eine Geschichte, die das Leben eines sensiblen Mannes beleuchtet, der sich für Gerechtigkeit einsetzt und seinen Kampf mit dem Leben bezahlt. Schnörkellos schreibt die Autorin, ohne Pathos. Einfach und nüchtern blickt sie zurück.
Sie klagt an, ohne selbst direkt eine Anklageschrift für den Mann, der auch Vater für ihren Sohn war, zu schreiben. Sie berichtet. Beleuchtet die Familie. Klagt eine Gesellschaft an. Sie wertet nicht. Schafft Fakten. Der Leser, der das Buch nicht nur als unterhaltsame Literatur begreift, erkennt, dass Edschmid Demokratie, Presse und Monopol auf den Prüfstand stellt.
Doch genau mit diesem Schreibstil erreicht sie den Leser, der sofort Position bezieht. Philip S. war kein Mann, der sich den Studentenrevolten in den späten 60ern angeschlossen hat. Er will seinen ersten Film drehen, widmet sich seiner Arbeit mit großer Hingabe. Er hört zu bei den politischen Diskussionen, verfolgt sie, wird am Ende selbst verfolgt, muss flüchten. Philip wandelt sich vom einsamen Künstler zum Anarchisten, gibt auf, was ihm lieb und wert war. Zieht sich zurück. Ein Mann, der in sich selbst erschüttert ist, Utopie zur Realität machen will.
Edschmid gelingt es in ihrem Roman, jugendlichen Enthusiasmus und spätere reife Erkenntnis so zu gestalten, dass sowohl Sympathie als auch Unverständnis über "jugendlichen Leichtsinn" sich gekonnt paaren. Dabei überlässt sie es dem Leser, an welcher Stelle er sympathisiert, an welcher Stelle er kopfschüttelnd sein Unverständnis zum Ausdruck bringt.
Schwer belastet sie die Vorgehensweise. Klagt die Gewalt der Polizei an, aber auch die Gewalt der Veränderer. Stellt die Frage nach Berechtigung von Gewalt gegen Menschen und Sachen. Doch von der Autorin erfolgt keine Wertung. Sie schreibt Fakten auf. Nur ihre eigenen Gefühle zu ihrem Kind teilt sie mit dem Leser. Sie beschreibt die Missachtung von Dingen, die Visionen übersteigt. Drang nach Veränderung bei Unterwerfung aller anderen Seiten des Lebens. So entsteht während der Lektüre bei mir der Konflikt, dass hinterfrage, wie weit rechtfertigt das Bestreben nach gesellschaftlicher Veränderung das Handeln. Wie beurteile ich die von beschriebenen Tatsachen? Rechtfertigt das Ziel auch die Tatsache, dass Visionisten egoistisch gegen sich und ihre Mitmenschen vorgehen? Sind sie anders als die, gegen die sie kämpfen?
Ulrike Edschmid beschreibt ihre und Philips Wandlung. Sie zeigt auf, welche Gräben sie trennen, distanziert sich ganz klar von illegalen Taten. Im letzten Teil ihres Buches zeigt sie auf, dass anfänglich wohlgemeinte Veränderung in kriminelles Handeln umschlägt. Für sich selbst beschließt sie, sich ihren Verpflichtungen ihrem Sohn gegenüber zu stellen, nimmt dabei in Kauf, dass ihre Beziehung zu S. zerbricht. Schon lange kann sie es nicht mehr gutheißen, dass er sich mehr und mehr radikalisiert, ins kriminelle Milieu abrutscht. Das ist nicht das, was sie unter der Verwirklichung von Visionen versteht. Er nimmt in Kauf, dass er Frau und Kind verliert, möchte diese Verantwortung nicht tragen. S. stellt seine Ideale über Menschen, die ihn lieben. Egoismus? Selbstverwirklichung? Dem Leser ist die Einschätzung frei gestellt.
Für Edschmid sind die Sicherheit und das Glück ihres Kindes wichtiger als ein Kampf, der in der Vernichtung endet. Feigheit? Verantwortungsbewusstsein? Der Leser mag urteilen.
Schonungslos berichtet sie, dass sie mit ihrem Kind auch, nachdem sie sich längst von S. getrennt hat, noch immer unter dem kritischen Auge der Polizei steht. Ein sicheres Leben ist schwer für sie.
Doch das Glück ihres Kindes steht über der eigenen Verwirklichung. Philip S. dagegen verliert das eigentliche Ziel aus den Augen. Er wandelt sich vom Revolutionär zum Reaktionär, ja man kann fast sagen zum Terroristen. Wer mag das Vorgehen der Justiz dann verurteilen? Was tun Menschen, wenn sie in den Lauf einer Waffe sehen? Sie wissen doch genau, dass es darum geht, wer als erster den finalen Treffer landet.
Stellt sich mir die Frage: Was kann und was darf Revolution in unserer Gesellschaft? Die Bejahung gesellschaftlicher Veränderungen schließt nicht die Bejahung von Gewalt auf krimineller Ebene ein.

Lesenswert, wertvoll und mehr als seichte Unterhaltung. Eine Bereicherung auf unserem Buchmarkt, der tendenziell auf entspannende Unterhaltung abdriftet. 

Samstag, 15. Juni 2013

Neues über das Buch "Misshandelt im Namen seiner Ehre"

Es gibt Leute, die schreiben Rezensionen ohne zu wissen, was damit auf den Weg bringen. Doch ich habe heute im Internet eine Buchvorstellung und eine Rezension gelesen, die mich tief beeindruckt haben.
Was sollen Buchvorstellungen bewirken? Es sollen lesenswerte Bücher oder auch neue Bücher generell dem Leser bekannt gemacht werden. Dabei gibt es unterschiedliche Genre. Jeder Buchliebhaber soll das finden, was seinem Lesegeschmack entspricht. Noch bevor man sich ein Buch kauft, sollte man von unabhängigen Lesern erfahren, um was es in diesem Buch geht. Dafür sollen diese Bewertungen neutral sein, sollen sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Und wozu dient eine Rezension? Für den Leser. Stimmt. Doch nicht nur. Auch der Autor selbst kann viel über sein Buch erfahren, neue Sichtweisen entdecken, die ihm selbst im Schreibprozess gar nicht so aufgefallen sind. Ebenso erfährt der Autor, wie Leser sein Buch aufnehmen, wie sie es für sich selbst interpretieren. Dabei ist es unheimlich wichtig, dass Rezensionen sehr objektiv geschrieben werden. Sie sollen kritisch sein, aber fair. Nur so kann der Leser darüber entscheiden, ob das Buch für ihn lohnenswert ist. Der Autor selbst kann viel aus einer guten Rezension lernen. Er kann bei künftigen Büchern Mängel beseitigen, sei es Stil oder Ausdruck.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass jede Rezension alle Seiten eines Buches beleuchtet, sollte nicht ein Buch zerreißen, so wie das oft von Toprezensenten in den Medien gemacht wird.
Ich habe heute eine Buchvorstellung und eine Rezension gelesen, die beispielgebend sind. Beide haben sich dem Buch von Emilia Pfeifer "Misshandelt im Namen seiner Ehre" gewidmet.
Ich versuche immer, diese Punkte bei meine Rezensionen einzuhalten. 

Freitag, 14. Juni 2013

Toll endlich gibt es eine Leseprobe

Vielleicht haben viele potentielle Leser nach einer Leseprobe des Buches "Misshandelt im Namen seiner Ehre" gefragt.
Nun endlich ist die gesamte Startseite überarbeitet.
Das kann durchaus die Quote der Leser erhöhen. Außerdem gibt Emilia etwas mehr von sich selbst preis. Sie hat beschlossen, sich nicht mehr zu verstecken.

Sonntag, 2. Juni 2013

"Misshandelt im Namen seiner Ehre"

Ein dickes Danke an alle, die mein Buch gelesen haben und auch an die, die es noch lesen werden. Es ist schön zu wissen, dass ich mit dem Thema Gewalt in einer Beziehung nicht allein dastehe. Nie wollte ich Mitleid mit meinem Buch erzeugen. Es sollte und soll all jenen Kraft und Mut geben, die sich wie ich in so einer Situation befinden oder auch waren. 
Nehmt euer Schicksal selbst in die Hand. Befreit euch aus so einer Beziehung. Egal wie oft euch so ein Mann etwas von Liebe erzählt. Er tut es nicht. Er will euch besitzen, will euch klein machen, weidet sich an eurer Abhängigkeit. Das Recht hat niemand. und keine Frau hat so etwas verdient. 

Dienstag, 28. Mai 2013

Franz Spengler: "Als die Tiere für einen Tag sprechen durften"


Bibliografie:
·         erschienen im Traumstundenverlag, 3. Auflage 2012
·         umfasst 69 Seiten

 
Inhalt:
Was passiert, wenn morgens der Hahn seine Herrschaft mit einem lauten "Guten Morgen" weckt? Verdutzte Gesichter. Der Bauer oder die Bäuerin kommt in den Stall und, ganz gleich ob Kuh oder Schwein oder Schaf, alle rufen "Guten Morgen". Sie wollen den Menschen sagen, dass diese ihnen nicht mehr Schmerzen zufügen sollen, dass die Tiere nicht mehr geschlachtete werden wollen.
Einige der Menschen lassen sich auf dieses Experiment ein und sehen die Tiere als ihre Artgenossen an. Sie werden belehrt, dass auch Tiere Gefühle haben und genauso am Leben hängen wie die Menschen. Die Unbelehrbaren unter den menschlichen Wesen erfahren am eigenen Leib, wie es ist, wenn man Angst hat, weil man am nächsten Tag geschlachtete werden soll.
am Ende leben Mensch und Tier in Eintracht und Friede zusammen.


Inhaltliche Umsetzung und sprachliche Gestaltung
Fritz Spengler sagt zu Beginn des Buches, dass dieses Buch für alle Tiere der Welt geschrieben wurde. Er will mit seinem Buch ein Zeichen setzen. Wir müssen die Tiere gut behandeln, sie schützen. Das Thema dieses Buches ist ausgezeichnet. Doch isst das, was er da für Kinder und Erwachsene aufgeschrieben hat realistisch? Nicht so ganz. Denn schon immer haben sich Menschen von Tieren ernährt. Und gerade viele Bauern leben davon. Wie sollen all die Tiere ernährt werden? Das Buch regt, wie vom Autor beabsichtigt, zum Nachdenken an. Ziel erreicht! Nicht so ganz, denn das, was Spengler mit seinem Buch beabsichtigt, bedeutet, dass alle Tierhaltung überflüssig wird, die Menschen sich nur noch vegetarisch ernähren. Das wäre ja gut und gesund. Aber können nicht auch Pflanzen fühlen, sie sind auch Lebewesen. Wenn sie uns nun auch noch dazu bringen, dass wir sie nicht mehr verzehren, was können wir dann noch essen? Beginnen wir dann, von der Luft zu leben?
Sicher ist, dass der Mensch im Laufe seiner Entwicklung sich immer mehr Rechte herausgenommen hat und sich schon beinahe wie Gott selbst aufführt. Richtig erkannt!
Tierschutz Kindern nahe bringen, heißt, sie mit der Unmenschlichkeit zu konfrontieren, die bereits einige Tierarten ausgerottet oder fast ausgerottet haben. Die Absicht des Autors ist grundsätzlich sehr zu begrüßen, doch mangelt es seinem Buch an Realität. Den Tierschutz anders angesiedelt - sprechende Tiere in einem anderen Umfeld - würde ich das Buch mehr als lieben. Sprachlich gesehen, gelingt es Spengler, eine gewisse Witzigkeit in seine Handlung einzubauen. Einfache und überschaubare Sätze machen sein Buch zu einer Lektüre für Groß und Klein. Kinder werden das Buch - so wie jedes Buch über Tiere - lieben. Es ist nur zu befürchten, dass die Eltern den Inhalt nicht teilen werden.
Auch wenn ich die Umsetzung des Anliegens des Autors nicht als gelungen ansehe, habe ich dennoch das Buch mit Freude gelesen, finde die Intention, den Tierschutz in die Literatur zu bringen, als sehr lobenswert und vor allem notwendig, denn wenn die Menschen weiterhin die Natur so misshandeln, gelangen wir an einen Punkt, an dem wir keinen blauen Planeten mehr vorfinden.
Die Covergestaltung, die vom Autor selbst vorgenommen wurde, zieht den kleinen oder, besser gesagt, den jungen Leser sofort in den Bann.
Meine Wertung lässt sich so zusammenfassen: Ein gelungenes Buch, mit etwas fehlendem Realitätsbezug, aber einem wichtigen Thema in unserem Leben.

Immer für Neues bereit

So denke ich jetzt selbst über mich. Wer hätte je gedacht, dass ich Kinderbücher rezensiere. Doch ich habe es getan. Aber wer mich kennt, weiß, dass es sich nur um ein Buch zum Thema Tiere handekln kann. Die Rezension findet ihr gleich in meinem nächsten Post. Ich habe mich danach gefragt, ob es uns langsam wieder gelingt, in unseren Kinderbüchern ein wenig mehr Bildung hineinzubringen. Lesekompetenz fördern und ethische Bildung anschieben. Ist noch nicht alles verloren. Wie wäre es, wenn wir wieder einen Lesekanon für alle Klassen und für alle Bundesländer gleich einführen. Das Buch, was ich gelesen habe, bringt Diskussionsstoff nicht nur für den Deuts hunterricht. Man nennt das facherübergreifend. Und diese Begriffe kenne ich als ehemalige Lehrerin. 

Kerstin Apel: "DER KREUZWORTRÄTSELMORD"

Die wahre Geschichte


Bibliografie:

·         erschienen 2013 im Sutton Verlag
·         umfasst 155 Seiten


Inhalt:

Die erfolgreiche Journalistin Shiva lernt bei ihrem lang ersehnten Urlaub in Oberhof eine etwas seltsame Frau kennen. Einige Tage später wird sie nach Berlin in die Redaktion zurückbeordert, da der Chefredakteur sie mit der Recherche zu einem 30 Jahre zurückliegenden Mord beauftragt. Die ersten Spuren führen sie zurück in die Nähe von Oberhof. So glaubt sie, dass sie Arbeit und Erholung gut miteinander verbinden kann. Die Frau, die sie kennen gelernt hat, ist kurz vor ihrer Abreise und reagiert wieder sehr seltsam, als Shiva ihr von dem neuen Auftrage erzählt. Unerklärliche Ereignisse bringen die Journalistin in Gefahr. Es scheint gerade so, als möchte jemand verhindern, dass sie den Fall neu aufrollt. Sie lässt sich von ihrer Arbeit nicht abbringen und arbeitet verbissen an diesem Fall. Die Spuren führen sie zu Susanna, der Frau, die sie in Oberhof zum ersten Mal getroffen hat. Susanna lässt sich überreden, ihr zu erzählen, welche Verbindung es zwischen ihr und dem sogenannten Kreuzworträtselmord besteht.


Sprachliche Gestaltung und Umsetzung:

Auch wenn es der erste Roman der Autorin ist, so gelingt es Apel doch einen spannungsgeladenen Krimi zu schreiben. Die Zusammenführung zwischen Urlaubsbekanntschaft und unmittelbar Involvierter in diesem Fall gelingt der Autorin gut. Zwar erahnt der Leser eine Verbindung, doch erst in der Erzählung von Susanna wird das ganze Ausmaß der Tragik des Falls offensichtlich. Es gelingt der Autorin, auch wenn teilweise der Leser die nächste Erkenntnis erahnt, ihn so zu fesseln, dass er einfach weiter lesen muss.
Sprachlich wirkt der Krimi authentisch, weil Apel eine Umgangssprache benutzt, die dem Rezipienten geläufig ist. Sie verwendet die jugendliche Umgangssprache der damaligen Zeit. Somit wirkt das Buch nicht gestellt oder unwahr. Der Leser leidet mit der Protagonistin, die im Handlungsfortlauf wechselt. War es zuerst die Journalistin, so wird es ab der Schilderung von Susanna sie selbst, die zum Hauptakteur wird.
Die Gestaltung des Covers ist sehr schlicht. Dennoch ist die bildliche Gestaltung als auch die farbliche Gestaltung der Schrift dem Inhalt des Krimis angemessen.
Als lesenswert kann man den Krimi durchaus einschätzen, denn auch die Darstellung der Justizbehörden in der damaligen DDR ist realistisch und keinesfalls überzogen. Ein gelungener Krimi, der eine Aufarbeitung von Erlebten wiedergibt und ebenso einen Einblick in das Leben der DDR der 80er Jahre vermittelt. Es müssen nicht immer 200 und mehr Seiten sein. Die Autorin bezieht sich auf das Wesentliche und bringt ihrem Leser ihre Welt nahe.